Appell des AEF an die Politik, die Borchert-Empfehlungen nach erfolgter Regierungsbildung prioritär zu behandeln.
In seiner diesjährigen Mitgliederversammlung des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (kurz: AEF) skizzierte der Vorsitzende, Sven Guericke, eindringlich die existenzbedrohliche Situation auf den landwirtschaftlichen Betrieben und mahnte die zügige Umsetzung der Borchert-Empfehlungen an. Eingeladen hatte das AEF dazu seine mehr als 100 Mitgliedsunternehmen in das Unternehmern Big Dutchman nach Vechta. Christoph Metzner, politischer Referent des Deutschen Raiffeisenverbandes, präsentierte in Vertretung von Franz-Josef Holzenkamp, die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (kurz: ZKL). Das Grußwort sprach der neu gewählte Präsident der Oldenburgischen IHK, Jan Müller. Einstimmig in den Vorstand des AEF wählte das Gremium im offiziellen Teil der Veranstaltung den geschäftsführenden Gesellschafter der Bröring Unternehmensgruppe, Bernd Bröring.
„Die Vielzahl der Lasten, die Tierhalter*innen derzeit zu ertragen haben, ist erdrückend“, machte Guericke gleich zu Beginn deutlich. Damit zielte er mit seinen Ausführungen nicht nur auf die finanzielle Situation der Höfe ab, sondern insbesondere auf die fehlende Planungssicherheit und den mangelnden erkennbaren politischen Willen, sich endlich zur Zukunft der Tierhaltung in Deutschland zu bekennen. In der gesamten Agrar- und Ernährungsbranche herrsche Krisenstimmung. So träfen die Branche mit voller Wucht aktuell die Unzulänglichkeiten des Systems und das Zögern der Bundespolitik bei der Umsetzung der vorliegenden Borchert-Empfehlungen. „Wir fordern, dass die Politik nach Bildung der neuen Bundesregierung schnellstmöglich zu einer Grundsatzentscheidung in punkto verlässlicher und langfristiger Finanzierung des Mehraufwandes für die Tierhalter kommt; Modelle dafür liegen auf dem Tisch“, so der Appell des AEF-Vorsitzenden. Auch baurechtliche Hürden müssten müssen angepasst und aufeinander abgestimmt werden, so dass Tierwohlställe bevorzugt gebaut bzw. entsprechend umgebaut werden könnten. Ein großer Chancentreiber für den Transformationsprozess der Branche und für das Erreichen der Klimaziele sei die Digitalisierung. Sie ermögliche nicht nur die Reduktion von Treibhausgasemissionen und Ressourcenverbräuchen sondern diene insbesondere auch zur Steigerung der Effizienz, sei es im Ackerbau, in der Tierhaltung oder in der Verarbeitung. Der gesamten Wertschöpfungskette im Oldenburger Münsterland müsse es gelingen, den notwendigen Transformationsprozess entsprechend dem Leitsatz „Nachhaltigkeit durch Innovation“ zu gestalten. Die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft bildeten dafür über alle Teile der Wertschöpfungskette eine geeignete Richtschnur.
Metzner, der im und für den DRV maßgeblich an dem 190-seitigen Empfehlungsbericht der ZKL mitgewirkt hat, stellte in seinen Ausführungen die Chancen des Transformationsprozesses für alle Branchenbeteiligten dar. Der Umbau der Tierhaltung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle Akteure in die Pflicht nehme. Mit den Empfehlungen sei man erstmalig über alle relevanten Gruppen hinweg in den engen Dialog getreten. „Dieser Dialog ist als Auftakt zu verstehen, der konsequent weitergeführt werden muss“, so der DRV-Referent. Dass letztlich weniger Tiere in Deutschland gehalten würden und die Intensität des Ackerbaus leiden werde, wurde innerhalb der Reihen kontrovers diskutiert. Mit den Worten „Machen ist das neue Wollen“ ermutigte er die Zuhörer und Branchenkenner, die Transformation aktiv anzugehen und diese grundsätzlich anzunehmen.
Der jüngst gewählte neue Präsident der Oldenburgischen IHK, Jan Müller, unterstrich in seinem Grußwort die Gemeinsamkeiten und die Bedeutsamkeit des AEF. Allein im Kammerbezirk mache das Ernährungsgewerbe fast 49 % des Industrieumsatzes aus. So gebe es bei den Heraus-forderungen der Region zahlreiche Überschneidungen, die man gemeinsam mit dem AEF angehen könne. Dazu zählten Themen wie der Ausbau der regionalen Infrastruktur, – verkehrstechnisch wie auch digital – der Fachkräftemangel sowie die Verbesserung der Mobilität.