Dass der Umbau der Nutztierhaltung von weiten Teilen der Gesellschaft eingefordert wird, sei unstrittig, so der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (kurz: AEF), Sven Guericke. Der Wirtschaftsverein mit Sitz in Vechta bildet die Stimme von rund 100 namhaften Mitgliedsunternehmen aus der Agrar- und Ernährungsbranche der Region ab.
In vielen Gesprächen und Diskussionen mit Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden sowie aus der Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sei deutlich geworden, dass alle Gesprächspartner ihre klare Bereitschaft signalisierten, den Transformationsprozess der Branche aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Es wurde in den Gesprächen auch klar herausgestellt, dass das Heft des Handels nun ganz allein bei der Politik läge. So bedürfe es für den Umbau der Tierhaltung eines verbindlichen und rechtskonformen Finanzierungsmodells sowie einer längst überfälligen Anpassung des Bau- und Umweltrechts.
„Genau wie die Automobil- oder die Energiewirtschaft gehört die Agrar- und Ernährungswirtschaft zu den wichtigsten Partnern und Treibern der Transformation hin zu nachhaltigeren Wirtschaftsformen.“, so Guericke. „Ohne die finanzielle und ideelle Unterstützung des Bundes und der Länder ist aber eine agrarstrukturverträgliche Transformation in der Agrar- und Ernährungsbranche perspektivisch nicht leistbar.“ Landwirt*innen seien das schwächste Glied in der gesamten Wertschöpfungskette und benötigten ein klares Bekenntnis der Gesellschaft und der politisch Verantwortlichen zur Zukunft der Landwirtschaft. Dies umso mehr vor dem Hintergrund der derzeit desolaten wirtschaftlichen Situation auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben.
Trotz aller widrigen Umstände bescheinigte Guericke den Branchenbeteiligten den unbedingten Willen, diesen Transformationsprozess nun anzugehen. Die Landwirte und Unternehmen stünden dafür seit Monaten in den Startlöchern, würden aber in ihren Ambitionen regelrecht durch fehlenden politischen Willen ausgebremst. Er appellierte – als Vertreter der AEF-Mitgliedsunter
nehmen – insbesondere an die künftigen Regierungspartner, den Vertrauensvorschuss der Bürger*innen nicht leichtsinnig zu verspielen, sondern auf Grundlage der Empfehlungen der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft den Umbau der Branche entschlossen anzugehen. „Die neue Regierung muss endlich ehrgeizig, sach- und lösungsorientiert sowie mit finanz- und planungssicheren Instrumenten den angestoßenen Prozess vorantreiben.“, so der AEF-Vorsitzende. Dabei sei die Politik gut beraten, die Details des Transformationsprozesses mit Augenmaß und unter Einbeziehung der Beteiligten aus Land- und Ernährungswirtschaft in Angriff zu nehmen. Eine Überforderung der Branche durch überzogene Forderungen oder Zeitpläne gefährde nicht nur viele Arbeitsplätze, sondern auch die Perspektiven der heimischen Land-und Ernährungswirtschaft.