Unter dem Titel „Digitale Zukunftsprojekte der Agrar und Ernährungsbranche“ hat das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland (kurz: AEF) am 09.12.2021 im Rahmen einer Videokonferenz zwei zukunftsweisende Projekte, an denen es als Kooperationspartner beteiligt ist, vorgestellt. Dazu zählen das Projekt „Digi-Schwein“ unter Federführung der Landwirtschafts-kammer Niedersachsen sowie das Projekt „AGRI-GAIA“ von dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Dr. Henning Müller, Sprecher der AEF-Arbeitsgruppe führte durch die Veranstaltung.
Sven Guericke, Vorsitzender des AEF, betonte die enormen Potentiale, die der Einsatz digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) für die Agrar- und Ernährungsbranche mit sich brächten. „Innerhalb dieser Entwicklungsfelder hat sich die deutsche Agrarwirtschaft mittlerweile zu einem zentralen Vorreiter der digitalen Transformation entwickelt“, so seine Aussage. Er machte zudem deutlich, dass gerade vor dem wachsenden Druck auf die Landwirtschaft, innovative digitale Lösungen essentiell für einen erfolgreichen Transformations-prozess der Branche seien. Unabdingbar dabei sei ein wesentlich stringenterer Ausbau der digitalen Infrastruktur im ländlichen Raum als in der Vergangenheit; hier setzte Guericke Hoffnung auf die neue gebildete Bundesregierung.
Das Projekt „Digi-Schwein“, vorgestellt von Dr. Marc-Alexander Lieboldt, ist ansässig an der Versuchsstation der Landwirtschaftskammer in Oldenburg-Wehnen. In dem dortigen Versuchsstall sind in allen Stallbereichen zahlreiche Sensoren und Kameras installiert, die fortlaufend Daten auf eine Serverplattform des An-Institutes der Uni Oldenburg, OFFIS, senden, wo diese gespeichert, berechnet und analysiert werden. Mit der Auswertung dieser Daten erhofft sich das Projektteam erhebliche Erkenntnisse für das Tierwohl, für die Erhöhung des Ressourcenschutzes und für ein effizienteres Farmmanagement. Die Landwirte sollen nach Beendigung des Projektes von den Projektergebnissen profitieren.
Mit dem Ziel, eine zentrale Schnittstelle für alle „KI-Frameworks“ innerhalb der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu schaffen, ist das Projekt „AGRI-GAIA“ Anfang Januar 2021 an den Start gegangen. Vorgestellt wurde es von Prof. Dr. Hertzberg vom DFKI und Sprecher des DKFI-Labors in Niedersachsen. Das Projekt will auf Basis der europäischen Dateninfrastruktur, GAIA-X, eine Schnittstelle bzw. ein System mit einheitlichen Standards für Daten und Algorithmen entwickeln. Dieses verspricht insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen des Agribusiness-Clusters Unterstützung bei dem Einsatz von KI in ihren Produkten und Prozessen und soll nicht nur unternehmenseigene infrastrukturelle Probleme lösen, sondern insbesondere auch die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern verhindern. So haben die beteiligten Unternehmen weiterhin die Chance, im weltweiten Wettbewerb zu bestehen.
Guericke forderte im Anschluss zudem eine stärkere Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Ausbildung der Fachkräfte sowie eine staatliche Förderung digitaler Investitionen. Dazu werde sich das AEF gemeinsam mit dem Cluster AgroTechValley im ersten Quartal nächsten Jahres mit einem Forderungspapier an die politischen Fraktionen und Vertreter auf Bundes- und Landesebene positionieren.