Auf die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Nordwest-Niedersachsen kommen in den nächsten Jahren erhebliche strukturelle Veränderungen zu. Das zeigt das Projekt „Transformationsszenarien der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Nordwest-Niedersachsen (TRAIN)“, das von der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer initiiert und mit einer Vielzahl an Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung umgesetzt wurde.
Im Rahmen eines partizipativen Prozesses wurden verschiedene Szenarien entworfen, die mögliche Entwicklungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und ihrer Umfelder aufzeigen. Für drei Szenarien hat das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) untersucht, welche Auswirkungen eine Reduktion der Viehaltung auf die regionale Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im Betrachtungszeitraum 2020 bis 2030 hätte. Das Ergebnis: In jedem Szenario kommt es zu – teils erheblichen – Einbußen.
Schon im Szenario „geringer Rückgang der Viehhaltung“ geht die Bruttowertschöpfung in der Agrarwirtschaft um 20 Prozent und in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie um 11 Prozent zurück. Die Beschäftigungsverluste sind mit 20 bzw. 12 Prozent fast ebenso hoch. Im Szenario „starker Rückgang“ bricht die Bruttowertschöpfung in der Agrarwirtschaft um 54 Prozent und in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie um 30 Prozent ein. Die Beschäftigungsverluste liegen bei 55 bzw. 32 Prozent.
Durch Verflechtungen mit weiteren Branchen addieren sich die Gesamtverluste bei der Bruttowertschöpfung je nach Szenario auf 1,1 bis 3,0 Milliarden Euro, bei der Beschäftigung auf 8.900 bis 23.900 Arbeitsplätze.
IHK-Präsident Jan Müller kommentiert die Projektergebnisse wie folgt:
„Die Agrar- und Ernährungswirtschaft befindet sich im Wandel, und dieser Wandel wird sich in Zukunft beschleunigt fortsetzen. Die positive Nachricht ist: Wir können den Wandel aktiv mitgestalten. Wenn wir auf die Transformation mit Innovation antworten, können wir die Agrar- und Ernährungswirtschaft als wichtigste Säule der regionalen Wirtschaft erhalten. Mehr noch: Der weltweite Bedarf an Nahrungsmitteln steigt, und damit auch der Bedarf an Technologie, Wissen und Know-how, um diese Nahrungsmittel nachhaltig und effizient zu produzieren. Hier sehe ich große Chancen für unsere Region. Diese Chancen werden wir aber nur nutzen können, wenn wir verhindern, dass immer größere Teile der Produktion – und damit auch des Wissens – ins Ausland abwandern. Es muss gelingen, die geschlossenen Wertschöpfungsketten als Alleinstellungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil der Region zu erhalten.“
Hier finden Sie die Kurzfassung der Studie: (PDF-Datei · 237 KB)
Die komplette Studie finden Sie hier (PDF-Datei · 7178 KB).
Projektpartner:
- Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (Projektträger)
- Landwirtschaftskammer Niedersachsen
- Landkreise Cloppenburg, Emsland, Vechta
- Handwerkskammer Oldenburg
- Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (Projektleitung)
- Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)
- Scenario Management International AG