Die Landesregierung war sich immer der Bedeutung der boomenden Wirtschaftsregion Oldenburger Münsterland bewusst und hier insbesondere des Clusters Agrar– und Ernährungswirtschaft. Ebenso sahen sowohl die Landesregierung als auch das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland die Notwendigkeit der Neuausrichtung der Tierhaltung zu einer nachhaltigen, tierwohlgerechten und gesellschaftlich akzeptierten Produktion als vorrangig an. Dazu ist auch vor vier Jahren der Transformationsverbund „Trafo- Agrar“ am Standort Vechta eingerichtet worden.
Die Region sollte ihre Stärken in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft nutzen, um als Reallabor für die Transformation in der Agrar- und Ernährungswirtschaft beispielhaft die eigene Neuausrichtung zu betreiben und auch für andere Regionen und Länder als Blaupause zu dienen. Viele Innovationen im Bereich der Haltungssysteme, der Robotik, der Digitalisierung, der Treibhausgasreduzierung, der Tierwohlverbesserung, Güllereduzierung, Aufbereitung von Gülle und Gärresten, sind von den Unternehmen bis zur Einsatzreife gebracht worden.
Der jetzt veröffentlichte Strategieplan des Landwirtschaftsministeriums verabschiedet sich aus dieser gemeinsamen Zielsetzung. „Er löst bei mir nur ungläubiges Kopfschütteln aus“, so Bartels. „Wie kann das Ministerium zu einer Zeit, in der die Veredelungsregionen sich konstruktiv an der Neuausrichtung der Tierhaltung einbringen, siehe frühzeitige Mitarbeit an der Umsetzung des Borchert-Konzeptes, den Rückbau der Tierhaltung und deren Verlagerung einschließlich der vor- und nachgelagerten Bereiche in die Ackerbauregionen des Landes als Zielvorgabe postulieren“. Dort soll in Modellregionen flächenbezogen nachhaltige Nutztierhaltung, einschließlich vor- und nachgelagerter Unternehmen, mit öffentlicher Förderung eingerichtet werden.
Enttäuschend in dem Papier ist, dass eigenständige Lösungen zur Erleichterung von Um-, Ersatz- und Neubauten von Ställen ohne Erhöhung der Tierzahlen nicht angesprochen werden. Hier wird lediglich auf den Bund verwiesen, der diese Aufgabe – wie Niedersachsen – bisher nicht gemeistert hat. Obendrein gibt sich Niedersachsen mit einem freiwilligen Tierwohllabel für mindestens die nächsten vier Jahre zufrieden und hofft dann auf ein EU-einheitliches verpflichtendes Label.
Bartels verweist darauf, dass das Landeskabinett die Vorlage zur Kenntnis genommen, aber noch nicht beschlossen habe. Das AEF hoffe, dass über den Strategieplan des Ministeriums noch verhandelt werden kann, bevor er tatsächlich vom Kabinett beschlossen werde.