Mit dem seitens des BMEL herausgegebenen „Eckpunktepapier mit Mindestanforderungen an das Halten von Mastputen in Deutschland“, das eine geringere Besatzdichte für Mastputen in den Ställen vorsieht, setzt die Regierung die Putenerzeugung in Deutschland ganz bewusst auf’s Spiel und befördert damit massiv den Import ausländischer Ware auf den deutschen Markt. Damit werden nicht nur die Tierwohlbemühungen deutscher Putenhalter komplett ignoriert, sondern darüber hinaus noch der Wettbewerb mit dem Ausland befeuert. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Putenhaltung in Deutschland faktisch vor dem Aus steht, sollte die Bundesregierung die Hilferufe der Verbände und Fachexperten nicht ernst nehmen, mahnt das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland mit Sitz in Vechta (kurz: AEF).
Dem Agrar- und Ernährungsforum gehören über 110 Unternehmen des Agribusiness-Clusters im Nordwesten Niedersachsens an. Insbesondere im Landkreis Cloppenburg spielt die Putenmast eine wirtschaftlich tragende Rolle. „Jetzt mit dem Eckpunktepapier die Daumenschrauben für die Putenhalter ungeprüft und ohne Folgenabschätzung noch enger zu drehen, bedeutet in der Konsequenz, dass nicht nur die Putenhalter selber, sondern darüber hinaus ganze Wirtschaftsbereiche der vor- und nachgelagerten Branche in der Region keine Zukunftsperspektive mehr sehen.“, so der Vorstandsvorsitzende des AEF, Sven Guericke.
Die Forderungen des BMEL konterkarieren die bereits seit 2012 vom Verband der Putenhersteller eingeführten und veröffentlichten „Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“, argumentiert das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münster. Damit haben die Putenhalter in Deutschland bereits heute die europaweit höchsten und strengsten Standards für die Putenmast umgesetzt, so dass der EU-Partner Dänemark diese aufgegriffen und rechtskräftig in eine nationale Verordnung überführt hat.
Welche Konsequenzen die weitere Reduzierung der Besatzdichten in der Putenhaltung nach sich ziehen, zeigen deutlich die Entwicklungen im Nachbarland Österreich. Seit dort eine Besatzdichte von 40 kg pro qm gilt, ist der Selbstversorgungsgrad mit Putenfleisch auf 30 Prozent zurückgegangen, im Großhandelsbereich sogar auf 7 Prozent, so das AEF.
Darüber hinaus beschneidet das Eckpunktepapier die Haltungskriterien der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Haltungsformkennzeichnung.
Mit dieser bewussten Schädigung der Putenhaltung in Deutschland, kann die Bevölkerung dauerhaft nicht mehr mit heimischen Putenfleisch versorgt werden. Der Lebensmitteleinzelhandel wird dann verstärkt auf ausländische Ware, die nach wesentlich geringeren Tierwohlstandards produziert wird, zurückgreifen müssen.
„Minister Özdemir muss klar sein: dieses politisch kalkulierte Vorgehen kann nicht im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Nutztierhaltung in Deutschland sein. Er ist vielmehr gut beraten, wenn er sich stattdessen auf die Kompetenz und das Verantwortungsbewusstsein der deutschen Putenhalter sowie auf die Empfehlungen der Borchert-Kommission stützt, die konsensual und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene Perspektiven für die Nutztierhaltung in Deutschland erarbeitet hat.“, so Guericke.