Umbenennung des AEF Oldenburger Münsterland in AEF Nord-West –
Sven Guericke weiterhin an der Spitze des AEF
Zu der diesjährigen Mitgliederversammlung des Agrar- und Ernährungsforums unter Vorsitz von Sven Guericke kamen ca. 150 Vertreter der Branche im Kreishaus Vechta zusammen. Als Gastredner hatte das AEF den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil eingeladen.
AEF unverzichtbare Verzahnung zur Politik
Landrat Tobias Gerdesmeyer und Hausherr stellte in seinem Grußwort die soziokulturelle Bedeutung der Landwirtschaft im Nordwesten Niedersachsen dar. Er bescheinigte der Politik mangelnde verlässliche Rahmenbedingungen, schleppende Genehmigungsverfahren sowie eine überbordende Regulierung und Bürokratie. Politik müsse „Innovationswegbereiter und Innovationsunterstützer“ sein, statt landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen an ihrer freien ökonomischen Entfaltung zu hindern. Das AEF, so Gerdesmeyer, weise eine hervorragende Verzahnung in die Politik auf und sei mittlerweile sowohl für die gesamte Branche als auch für die Region zu einem unverzichtbaren Wirtschaftsverein geworden.
Guericke mahnt fehlende politische Rahmenbedingungen an
Guericke, erneut als Vorstandsvorsitzender des AEF in seinem Amt für weitere drei Jahre bestätigt, umschrieb die Perspektivlosigkeit, die sich aufgrund fehlender Aussagen und Zielvorgaben seitens der Koalitionäre in Berlin, in den Agrarprotesten Bahn gebrochen hätten. Die Bundesregierung habe die Proteste zwar wahrgenommen, bleibe aber bis heute konkrete Rahmenbedingungen schuldig. Dabei lägen seit Jahren mit dem Borchert-Papier und den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft konsensuale Pläne für die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland vor. Im Rahmen dessen müsse sich Politik endlich für eine tragfähige Finanzierung und für einen langfristigen rechtlichen Rahmen stark machen, angepasst um die neuen Taxonomie-Anforderungen. Die Einführung des geplanten Tierwohlcent oder der diskutierten Fleischsteuer seien mit zahlreichen Fallstricken verbunden. Hingegen betrachtet er die Ausweitung der bereits erfolgreich am Markt etablierten Initiative Tierwohl als eine logische Option. Es brauche e Eckpunkte für eine funktionierende und leistungsfähige Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland. „Das AEF wird sich auch weiterhin der Politik als verlässlicher und konstruktiver Gesprächspartner sowie als „Think Tank“ anbieten. Das Know-How für die Lösung der Herausforderungen liege bei den knapp 120 Mitgliedsunternehmen im Nordwesten vor.“, so die Aussage Guerickes. Die Branche stünde in den Startlöchern, sie möchte investieren, nachhaltig mitgestalten und ihre Betriebe und Unternehmen für nachfolgende Generationen bewahren und rüsten. Der Ball liege seit geraumer Zeit bei der Politik
Einbeziehung der Praktiker in den Transformationsprozess
Guericke forderte den Ministerpräsidenten auf, sich auf Landesebene noch intensiver als bisher mit der Bedeutung der Agrar- und Ernährungsbranche im Agrarland Nr. 1 zu befassen. Die vom Wandel betroffenen Akteure müssten stärker in den Transformationsprozess einbezogen werden. Dazu bedarf es seitens der Landesregierung orchestrierter Strategiedialoge mit allen Branchenbeteiligten, um die Wertschöpfungskraft der Branche nachhaltig zu stärken. Dabei könnte auf Landesebene u.a. auch der Verbund Transformationsforschung:agrar stärker in die Deklination und Implementierung von Landesstrategien auf regionaler Ebene eingebunden werden.
Guericke lobte in seiner Ansprache, dass der niedersächsische Ministerpräsident sich stets offen für die Lösungsansätze und Belange der Branche zeige und sich solidarisch hinter die friedlichen Agrarproteste der Landwirte gestellte habe. Er habe zu Recht die hohen bürokratischen Auflagen, die fehlende Finanzierung des Tierwohlumbaus und die mangelnde Kommunikation mit den Praktikern kritisiert.
Ministerpräsident Stephan Weil bedauerte, dass dem hochinnovativen Agrar- und Ernährungscluster seitens Politik und Gesellschaft mangelnde Wertschätzung und fehlende Solidarität entgegengebracht werde. Nicht die Agrardiesel sei die Ursache für die Proteste gewesen, sondern insgesamt die seit über 20 Jahren schwelende labile Situation der Landwirtschaft. Dabei seien die Anforderungen an die Landwirtschaft immer größer und erdrückender geworden. Davon betroffen sei die gesamte Wertschöpfungskette, die in Niedersachsen die zweitwichtigste Branche mit Hundertausenden von Arbeitsplätzen ausmache. Allein habe sich in den letzten 25 Jahren die Anzahl der Betriebe von 62.000 auf etwas mehr als 33.000 Betriebe verringert. Das zeige deutlich, welchem hartem Strukturwandel die Branche unterlegen sei. Politisch sei das Problem längst erkannt. Es gebe also kein Erkenntnisdefizit, sondern vielmehr keine Entscheidungen auf Bundesebene.
Der Niedersächsische Tierschutzplan von Gert Lindemann und auch der „Niedersächsische Weg“ haben eindeutig gezeigt, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Praktikern erfolgreich funktioniere. Dieses könne eine Blaupause für die Bundesregierung sein. Deutschland müsse endlich zu einem Agrarkonsens kommen, der in seinem Kern legislaturübergreifend und mit einem rechtssicheren Planungskorridor funktioniere. Umso wichtiger und essentieller sei daher die Funktion des AEF auf agrarpolitischer Ebene.
AEF jetzt „AEF Nord-West“
Dass wirtschaftliche Branchenverflechtungen nicht vor den Grenzen der beiden Landkreise Vechta und Cloppenburg (Oldenburger Münsterland) halt machen, sondern den ganzen Nordwesten Deutschlands umfassen, machte Guericke im offiziellen Teil der Mitgliederversammlung deutlich. Er forderte die Mitglieder auf, sich von der regionalen Verankerung des Oldenburger Münsterlandes zu entkoppeln und sich für eine Öffnung des AEF für weitere Unternehmen aus dem Nordwesten zu öffnen. Dieses ermögliche eine weitreichendere wirtschaftliche und politische Bedeutung des Vereins. Die Mitglieder des AEF stimmten diesem Vorschlag zu. Das AEF firmiert nunmehr als „Agrar- und Ernährungsforum Nord-West e.V.“
Zudem standen Vorstandswahlen auf der Agenda des AEF. Ausgeschieden aus dem Vorstand des AEF sind Paul Brand (Brand Qualitätsfleisch), Stefan Wernsing (Wernsing-Feinkost), Reinhard Vossmann (Carbonis) sowie Bernd Wiegmann (Heidemark). Neu in den Vorstand des AEF wurden gewählt: Jana Scholz (GS agri), Gesa Langenberg (ISN), Niko Brand (Brand Qualitätsfleisch) sowie Christoph Lang (Heidemark). Sven Guericke ist weiterhin als Vorstandsvorsitzender des AEF im Amt bestätigt. Als neuer stellvertretender Vorsitzende wurde Dr. André Vielstädte (EW-Group) gewählt.